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Text File  |  1994-09-22  |  69KB  |  1,235 lines

  1. Der Prophet Daniel.
  2.  
  3. \1\
  4. Daniel und seine Freunde am Königshof in Babel.
  5.  
  6. $1$ Im dritten Jahr der Regierung Jojakims, des Königs von
  7. Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und
  8. belagerte es. $2$ Und der Herr gab Jojakim, den König von
  9. Juda, in seine Hand und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes.
  10. Und er brachte sie ins Land Schinar, in das Haus seines Gottes:
  11. die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
  12.  
  13. $3$ Und der König befahl dem Aschpenas, dem Obersten seiner
  14. Hofbeamten, er solle [einige] von den Söhnen Israel bringen, und
  15. [zwar] vom königlichen Geschlecht und von den Vornehmen: $4$
  16. junge Männer, an denen keinerlei Makel sei, von schönem Aussehen
  17. und verständig in aller Weisheit, gebildet und von guter
  18. Auffassungsgabe, und die [somit] fähig seien, im Palast des
  19. Königs zu dienen; und man solle sie Schrift und Sprache der
  20. Chaldäer lehren. $5$ Und der König bestimmte ihre tägliche
  21. Versorgung von der Tafelkost des Königs und von dem Wein, den er
  22. trank, und daβ man sie drei Jahre lang erziehen solle; und nach
  23. deren Ablauf sollten sie in den Dienst des Königs treten.
  24.  
  25. $6$ Und unter ihnen waren von den Söhnen Juda: Daniel,
  26. Hananja, Mischael und Asarja. $7$ Und der Oberste der
  27. Hofbeamten gab ihnen [andere] Namen; er nannte Daniel
  28. Beltschazar, Hananja Schadrach, Mischael Meschach und Asarja
  29. Abed-Nego.
  30.  
  31. $8$ Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit
  32. der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, unrein
  33. zu machen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, daβ er
  34. sich nicht unrein machen müsse. $9$ Und Gott gab Daniel Gnade
  35. und Erbarmen vor dem Obersten der Hofbeamten. $10$ Und der
  36. Oberste der Hofbeamten sagte zu Daniel: Ich fürchte meinen
  37. Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk bestimmt hat.
  38. Denn warum sollte er sehen, daβ eure Gesichter schlechter
  39. aussehen als die der jungen Männer eures Alters, so daβ ihr
  40. meinen Kopf beim König verwirktet? $11$ Da sagte Daniel zu dem
  41. Aufseher, den der Oberste der Hofbeamten über Daniel, Hananja,
  42. Mischael und Asarja bestellt hatte: $12$ Versuche es doch zehn
  43. Tage [lang] mit deinen Knechten, daβ man uns Gemüse zu essen und
  44. Wasser zu trinken gebe! $13$ Und dann möge unser Aussehen und
  45. das Aussehen der jungen Männer, die die Tafelkost des Königs
  46. essen, von dir geprüft werden! Dann verfahre mit deinen Knechten
  47. je nachdem, was du sehen wirst! $14$ Und er hörte auf sie in
  48. dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen. $15$ Und am
  49. Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen schöner und
  50. wohlgenährter als das aller jungen Männer, die die Tafelkost des
  51. Königs aβen. $16$ Da nahm der Aufseher ihre Tafelkost und den
  52. Wein, den sie trinken sollten, weg und gab ihnen Gemüse.
  53.  
  54. $17$ Und diesen vier jungen Männern, ihnen gab Gott Kenntnis
  55. und Verständnis in jeder Schrift und Weisheit; und Daniel
  56. verstand sich auf Gesichte und Träume jeder Art. $18$ Und am
  57. Ende der Tage, nach denen der König sie [zu sich] zu bringen
  58. befohlen hatte, brachte der Oberste der Hofbeamten sie vor
  59. Nebukadnezar. $19$ Und der König redete mit ihnen; und unter
  60. ihnen allen wurde niemand gefunden [,der] wie Daniel, Hananja,
  61. Mischael und Asarja [gewesen wäre]. Und sie dienten dem König.
  62. $20$ Und in jeder Angelegenheit, die der König von ihnen
  63. erfragte und die ein verständiges Urteil erforderte, fand er sie
  64. allen Wahrsagepriestern und Beschwörern, die in seinem ganzen
  65. Königreich waren, zehnfach überlegen. - $21$ Und Daniel blieb
  66. bis zum ersten Jahr des Königs Kyrus. 
  67.  
  68. \2\
  69. Nebukadnezars Traum von dem groβen Standbild
  70.  
  71. $1$ Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte
  72. Nebukadnezar Träume, so daβ sein Geist beunruhigt wurde und sein
  73. Schlaf für ihn dahin war. $2$ Und der König befahl, daβ man
  74. die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Zauberer und die
  75. Sterndeuter rufen sollte, dem König seine Träume mitzuteilen. Da
  76. kamen sie und traten vor den König. $3$ Und der König sprach
  77. zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist
  78. beunruhigt, den Traum zu verstehen. $4$ Da sagten die
  79. Sterndeuter zum König auf aramäisch: O König, lebe ewig! Sage
  80. deinen Knechten den Traum! Dann wollen wir die Deutung kundtun.
  81. $5$ Der König antwortete und sprach zu den Sterndeutern: Die
  82. Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und
  83. seine Deutung nicht mitteilt, [dann] werdet ihr in Stücke
  84. gehauen, und eure Häuser werden zu einem Misthaufen gemacht.
  85. $6$ Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtut, werdet
  86. ihr Geschenke, Gaben und groβe Ehre von mir empfangen. Darum tut
  87. mir den Traum und seine Deutung kund! $7$ Sie antworteten zum
  88. zweiten Mal und sagten: Der König sage seinen Knechten den
  89. Traum! Dann tun wir die Deutung kund. $8$ Der König antwortete
  90. und sprach: Ich weiβ zuverlässig, daβ ihr Zeit gewinnen wollt,
  91. weil ihr seht, daβ die Sache von mir fest beschlossen ist: $9$
  92. Wenn ihr mir den Traum nicht mitteilt, bleibt es bei eurer
  93. Verurteilung. Denn ihr habt euch verabredet, Lug und Trug vor
  94. mir zu reden, bis die Zeit sich ändert. Darum sagt mir den
  95. Traum! Und ich werde wissen, daβ ihr mir seine Deutung kundtun
  96. könnt. $10$ Die Sterndeuter antworteten vor dem König und
  97. sagten: Es gibt keinen Menschen auf der [ganzen] Erde, der die
  98. Sache des Königs kundtun könnte, weil kein groβer und mächtiger
  99. König jemals eine Sache wie diese von irgendeinem
  100. Wahrsagepriester oder Beschwörer oder Sterndeuter verlangt hat.
  101. $11$ Denn die Sache, die der König verlangt, ist [zu] schwer;
  102. und es gibt keinen anderen, der sie vor dem König kundtun
  103. könnte, als nur die Götter, deren Wohnung [aber] nicht bei den
  104. Sterblichen ist.
  105.  
  106. $12$ Darüber wurde der König zornig und ergrimmte sehr, und er
  107. befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. $13$ Und es erging
  108. der Befehl: `Die Weisen sollen getötet werden! Und man suchte
  109. [auch] Daniel und seine Gefährten, um [sie] zu töten. $14$ Da
  110. machte Daniel dem Arjoch, dem obersten Leibwächter des Königs,
  111. der ausgezogen war, um die Weisen von Babel zu töten, einen
  112. klugen und verständigen Einwand, $15$ indem er dem Arjoch, dem
  113. Bevollmächtigten des Königs, antwortete und sagte: Warum der
  114. strenge Befehl vom König? Da teilte Arjoch dem Daniel die Sache
  115. mit. $16$ Und Daniel ging hinein und erbat sich vom König, daβ
  116. er ihm eine Frist gewähre, dem König die Deutung kundzutun.
  117. $17$ Darauf ging Daniel in sein Haus; und er teilte seinen
  118. Gefährten Hananja, Mischael und Asarja die Sache mit, $18$
  119. damit sie den Gott des Himmels um Erbarmen bitten sollten wegen
  120. dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Gefährten nicht mit
  121. den übrigen Weisen von Babel umkämen. $19$ Darauf wurde dem
  122. Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart. Da pries
  123. Daniel den Gott des Himmels. $20$ Daniel fing an und sprach:
  124. Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn
  125. Weisheit und Macht, sie sind sein. $21$ Er ändert Zeiten und
  126. Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den
  127. Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen; $22$ er
  128. offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiβ, was in der
  129. Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht. $23$ Dich, Gott
  130. meiner Väter, lobe und preise ich, daβ du mir Weisheit und Kraft
  131. gegeben und mich jetzt hast wissen lassen, was wir von dir
  132. erbeten haben; denn du hast uns die Sache des Königs wissen
  133. lassen.
  134.  
  135. $24$ Deshalb ging Daniel zu Arjoch hinein, den der König
  136. eingesetzt hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er ging hin
  137. und sprach zu ihm so: Was die Weisen von Babel betrifft, bringe
  138. [sie] nicht um! Führe mich [aber] vor den König, damit ich dem
  139. König die Deutung kundtue! $25$ Da führte Arjoch den Daniel
  140. schnell vor den König und sprach zu ihm so: Ich habe einen Mann
  141. unter den Weggeführten von Juda gefunden, der dem König die
  142. Deutung mitteilen will. $26$ Der König fing an und sprach zu
  143. Daniel, dessen Name Beltschazar war: Bist du imstande, mir den
  144. Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung mitzuteilen?
  145. $27$ Daniel antwortete vor dem König und sprach: Das
  146. Geheimnis, das der König verlangt, können Weise, Beschwörer,
  147. Wahrsagepriester und Zeichendeuter dem König nicht kundtun.
  148. $28$ Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse
  149. offenbart; und er läβt den König Nebukadnezar wissen, was am
  150. Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und die Gesichte deines
  151. Hauptes auf deinem Lager waren diese: $29$ Dir, o König,
  152. stiegen auf deinem Lager Gedanken auf, was nach diesem geschehen
  153. werde. Und der die Geheimnisse offenbart, [er] hat dich wissen
  154. lassen, was geschehen wird. $30$ Mir aber ist nicht durch
  155. Weisheit, die in mir mehr als in allen Lebenden wäre, dieses
  156. Geheimnis geoffenbart worden, sondern deshalb, damit man den
  157. König die Deutung wissen lasse und du die Gedanken deines
  158. Herzens erfährst.
  159. #
  160. V. 31-36: V. 37-45.
  161. #
  162. $31$ Du, o König, schautest: Und siehe, ein groβes Bild!
  163. Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz auβergewöhnlich; es
  164. stand vor dir, und sein Aussehen war furchtbar. $32$ Dieses
  165. Bild, sein Haupt war aus feinem Gold, seine Brust und seine Arme
  166. aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Bronze, $33$ seine
  167. Schenkel aus Eisen, seine Füβe teils aus Eisen und teils aus
  168. Ton. $34$ Du schautest, bis ein Stein losbrach, [und zwar]
  169. nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füβen aus Eisen und
  170. Ton traf und sie zermalmte. $35$ Da wurden zugleich das Eisen,
  171. der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie
  172. wurden wie Spreu aus den Sommertennen; und der Wind führte sie
  173. fort, und es war keinerlei Spur mehr von ihnen zu finden. Und
  174. der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem groβen
  175. Berg und erfüllte die ganze Erde.
  176. #
  177. V. 37-45: V. 31-36.
  178. #
  179. $36$ Das ist der Traum. Und seine Deutung wollen wir vor dem
  180. König ansagen: $37$ Du, o König, du König der Könige, dem der
  181. Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht und die Stärke
  182. und die Ehre gegeben hat $38$ - und überall, wo
  183. Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen,
  184. hat er [sie] in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über
  185. sie alle gesetzt -, du bist das Haupt aus Gold. $39$ Und nach
  186. dir wird ein anderes Königreich erstehen, geringer als du, und
  187. ein anderes, drittes Königreich, aus Bronze, das über die ganze
  188. Erde herrschen wird. $40$ Und ein viertes Königreich wird
  189. stark sein wie Eisen, deshalb weil das Eisen alles zermalmt und
  190. zerschmettert; wie das Eisen, das [alles] zertrümmert, wird es
  191. all jene zermalmen und zertrümmern. $41$ Und daβ du die Füβe
  192. und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen
  193. hast: [das] wird ein geteiltes Königreich sein; aber von der
  194. Festigkeit des Eisens wird [etwas] in ihm sein, weil du das
  195. Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast. $42$ Und die
  196. Zehen der Füβe, teils aus Eisen und teils aus Ton: zum Teil wird
  197. das Königreich stark sein, und zum Teil wird es zerbrechlich
  198. sein. $43$ Daβ du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen
  199. hast: sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen,
  200. aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit
  201. Ton nicht mischen läβt. $44$ Und in den Tagen dieser Könige
  202. wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig
  203. nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem
  204. anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche
  205. zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen:
  206. $45$ wie du gesehen hast, daβ von dem Berg ein Stein losbrach,
  207. [und zwar] nicht durch Hände, und das Eisen, die Bronze, den
  208. Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Ein groβer Gott läβt den
  209. König wissen, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist
  210. zuverlässig und seine Deutung zutreffend.
  211.  
  212. $46$ Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und
  213. warf sich vor Daniel nieder. Und er befahl, ihm Opfer und
  214. Räucherwerk darzubringen. $47$ Der König antwortete Daniel und
  215. sprach: In Wahrheit, euer Gott, er ist Gott der Götter und Herr
  216. der Könige und offenbart Geheimnisse, da du dieses Geheimnis
  217. offenbaren konntest. $48$ Daraufhin machte der König den
  218. Daniel groβ und gab ihm viele groβe Geschenke, und er setzte ihn
  219. als Herrscher über die ganze Provinz Babel ein und zum
  220. Obervorsteher über alle Weisen von Babel. $49$ Und Daniel
  221. erbat vom König, daβ er Schadrach, Meschach und Abed-Nego über
  222. die Verwaltung der Provinz Babel einsetze. Aber Daniel blieb am
  223. Hof des Königs.
  224.  
  225. \3\
  226. Die drei Männer im Feuerofen.
  227.  
  228. $1$ Der König Nebukadnezar machte ein Bild aus Gold: seine
  229. Höhe [betrug] sechzig Ellen, seine Breite sechs Ellen. Er
  230. stellte es auf in der Ebene Dura, in der Provinz Babel. $2$
  231. Und der König Nebukadnezar sandte [Boten] aus, um die Satrapen,
  232. die Statthalter und die Verwalter, die Berater, die
  233. Schatzmeister, die Richter, die Polizeibefehlshaber und alle
  234. Oberbeamten der Provinzen zu versammeln, damit sie zur
  235. Einweihung des Bildes kämen, das der König Nebukadnezar
  236. aufgestellt hatte. $3$ Daraufhin versammelten sich die
  237. Satrapen, die Statthalter und die Verwalter, die Berater, die
  238. Schatzmeister, die Richter, die Polizeibefehlshaber und alle
  239. Oberbeamten der Provinzen zur Einweihung des Bildes, das der
  240. König Nebukadnezar aufgestellt hatte; und sie standen vor dem
  241. Bild, das Nebukadnezar aufgestellt hatte. $4$ Und der Herold
  242. rief laut: Euch wird befohlen, ihr Völker, Nationen und
  243. Sprachen: $5$ Sobald ihr den Klang des Horns, der Rohrpfeife,
  244. der Zither, der Harfe, der Laute, des Dudelsacks und alle Arten
  245. von Musik hört, sollt ihr niederfallen und euch vor dem goldenen
  246. Bild niederwerfen, das der König Nebukadnezar aufgestellt hat.
  247. $6$ Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in
  248. den brennenden Feuerofen geworfen werden. $7$ Deshalb, sobald
  249. alle Völker den Klang des Horns, der Rohrpfeife, der Zither, der
  250. Harfe, der Laute und alle Arten von Musik hörten, fielen alle
  251. Völker, Nationen und Sprachen nieder, indem sie sich vor dem
  252. goldenen Bild niederwarfen, das der König Nebukadnezar
  253. aufgestellt hatte.
  254.  
  255. $8$ Deshalb traten zur selben Zeit [einige] Männer heran,
  256. nämlich Sterndeuter, die die Juden verklagten. $9$ Sie fingen
  257. an und sagten zum König Nebukadnezar: O König, lebe ewig! $10$
  258. Du, o König, hast den Befehl gegeben, daβ jedermann, der den
  259. Klang des Horns, der Rohrpfeife, der Zither, der Harfe, der
  260. Laute und des Dudelsacks und alle Arten von Musik hört,
  261. niederfallen und das goldene Bild anbeten soll; $11$ und wer
  262. nicht niederfällt und anbetet, der sollte in den brennenden
  263. Feuerofen geworfen werden. $12$ Nun sind jüdische Männer hier,
  264. die du zur Verwaltung der Provinz Babel eingesetzt hast:
  265. Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Diese Männer, o König,
  266. schenken dir keine Beachtung; deinen Göttern dienen sie nicht,
  267. und vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, werfen sie
  268. sich nicht nieder. $13$ Da befahl Nebukadnezar voller Zorn und
  269. Wut, Schadrach, Meschach und Abed-Nego herzubringen. Da wurden
  270. diese Männer vor den König gebracht. $14$ Nebukadnezar fing an
  271. und sagte zu ihnen: Ist es Absicht, Schadrach, Meschach und
  272. Abed-Nego, daβ ihr meinen Göttern nicht dient und euch vor dem
  273. goldenen Bild, das ich aufgestellt habe, nicht niederwerft?
  274. $15$ Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, da ihr den Klang des
  275. Horns, der Rohrpfeife, der Zither, der Harfe, der Laute und des
  276. Dudelsacks und alle Arten von Musik hören werdet, hinzufallen
  277. und euch vor dem Bild niederzuwerfen, das ich gemacht habe [,so
  278. ist es gut]. Wenn ihr euch aber nicht niederwerft, dann werdet
  279. ihr sofort in den brennenden Feuerofen geworfen. Und wer ist der
  280. Gott, der euch aus meiner Hand erretten könnte? $16$
  281. Schadrach, Meschach und Abed-Nego antworteten und sagten zum
  282. König: Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir ein Wort
  283. darauf zu erwidern. $17$ Ob unser Gott, dem wir dienen, uns
  284. erretten kann - sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus
  285. deiner Hand, o König, wird er [uns] erretten - $18$ oder ob
  286. nicht: es sei dir [jedenfalls] kund, o König, daβ wir deinen
  287. Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du
  288. aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden.
  289.  
  290. $19$ Da wurde Nebukadnezar voller Wut, und der Ausdruck seines
  291. Gesichts änderte sich gegenüber Schadrach, Meschach und
  292. Abed-Nego. Er begann und befahl, den Ofen siebenmal mehr zu
  293. heizen, als es ausreichend war. $20$ Dann befahl er Männern,
  294. den stärksten Männern in seinem Heer, Schadrach, Meschach und
  295. Abed-Nego zu binden, um sie in den brennenden Feuerofen zu
  296. werfen. $21$ Daraufhin wurden diese Männer in ihren Mänteln,
  297. Röcken und Mützen und ihren [sonstigen] Kleidern gebunden und in
  298. den brennenden Feuerofen geworfen. $22$ Darum, weil das Wort
  299. des Königs [so] streng und der Ofen auβergewöhnlich geheizt war,
  300. tötete die Flamme des Feuers jene Männer, die Schadrach,
  301. Meschach und Abed-Nego hinaufbrachten. $23$ Und diese drei
  302. Männer, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, fielen gebunden in
  303. den brennenden Feuerofen.
  304.  
  305. $24$ Da erschrak der König Nebukadnezar und erhob sich
  306. schnell. Er begann und sagte zu seinen Staatsräten: Haben wir
  307. nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen? Sie antworteten
  308. und sagten zum König: Gewiβ, o König! $25$ Er antwortete und
  309. sprach: Siehe, ich sehe vier Männer frei umhergehen mitten im
  310. Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen; und das Aussehen des
  311. vierten gleicht dem eines Göttersohnes. $26$ Da trat
  312. Nebukadnezar an die Öffnung des brennenden Feuerofens, begann
  313. und sagte: Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ihr Knechte des
  314. höchsten Gottes, geht heraus und kommt her! Da gingen Schadrach,
  315. Meschach und Abed-Nego aus dem Feuer heraus. $27$ Und es
  316. versammelten sich die Satrapen, die Statthalter, die Verwalter
  317. und die Staatsräte des Königs; sie betrachteten diese Männer,
  318. über deren Leib das Feuer keine Macht gehabt hatte: das Haar
  319. ihres Hauptes war nicht versengt, und ihre Mäntel waren nicht
  320. verändert, nicht einmal Brandgeruch war an sie gekommen. $28$
  321. Nebukadnezar begann und sagte: Gepriesen sei der Gott
  322. Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos, der seinen Engel gesandt
  323. und seine Knechte errettet hat, die sich auf ihn verlieβen und
  324. das Wort des Königs übertraten und ihren Leib dahingaben, damit
  325. sie keinem Gott dienen oder ihn anbeten müβten als nur ihren
  326. Gott! $29$ So ergeht nun von mir der Befehl, der jedes Volk,
  327. jede Nation und Sprache [betrifft]: Wer über den Gott
  328. Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos etwas Verächtliches sagt,
  329. soll in Stücke gehauen werden, und sein Haus soll zu einem
  330. Misthaufen gemacht werden. Denn es gibt keinen anderen Gott, der
  331. so erretten kann. $30$ Sodann beförderte der König Schadrach,
  332. Meschach und Abed-Nego in der Provinz Babel.
  333.  
  334. \3\
  335. Nebukadnezars Übertretung und Erniedrigung.
  336.  
  337. $31$ Der König Nebukadnezar an alle Völker, Nationen und
  338. Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen: Euer Friede werde
  339. groβ! $32$ Es schien mir gut, die Zeichen und Wunder
  340. kundzutun, die der höchste Gott an mir getan hat. $33$ Wie
  341. groβ sind seine Zeichen und wie mächtig seine Wunder! Sein Reich
  342. ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft [währt] von
  343. Geschlecht zu Geschlecht! -
  344.  
  345. \4\
  346.  
  347. $1$ Ich, Nebukadnezar, war sorglos in meinem Haus und
  348. glücklich in meinem Palast. $2$ Ich sah einen Traum, und er
  349. erschreckte mich; und Traumgestalten auf meinem Lager und
  350. Gesichte, die ich gesehen hatte, ängstigten mich. $3$ So
  351. erging von mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mich zu
  352. führen, damit sie mir die Deutung des Traums mitteilten. $4$
  353. Daraufhin kamen die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die
  354. Sterndeuter und die Zeichendeuter herbei; und ich trug ihnen den
  355. Traum vor, aber sie teilten mir seine Deutung nicht mit. $5$
  356. Und zuletzt trat Daniel vor mich, dessen Name Beltschazar ist,
  357. nach dem Namen meines Gottes, und in dem der Geist der heiligen
  358. Götter ist. Und ich trug ihm den Traum vor: $6$ Beltschazar,
  359. du Oberster der Wahrsagepriester, weil ich weiβ, daβ der Geist
  360. der heiligen Götter in dir ist und daβ dir kein Geheimnis zu
  361. schwer ist, so sage mir die Gesichte meines Traumes, den ich
  362. gesehen habe, und seine Deutung!
  363.  
  364. $7$ Was nun die Gesichte, die ich auf meinem Lager hatte,
  365. betrifft, so schaute ich: Und siehe, ein Baum [stand] in der
  366. Mitte der Erde, und seine Höhe war gewaltig. $8$ Der Baum
  367. wurde groβ und stark, und seine Höhe reichte bis an den Himmel,
  368. und er wurde gesehen bis ans Ende der ganzen Erde. $9$ Sein
  369. Laub war schön und seine Frucht zahlreich, und es war Nahrung an
  370. ihm für alle. Die Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm,
  371. und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen, und alles
  372. Fleisch nährte sich von ihm. $10$ Ich schaute in den
  373. Gesichten, die ich auf meinem Lager hatte, und siehe, ein
  374. Wächter und Heiliger stieg vom Himmel herab. $11$ Er rief
  375. laut, und so sprach er: Haut den Baum um und schlagt seine Äste
  376. ab! Streift sein Laub ab und streut seine Frucht umher! Fliehen
  377. sollen die Tiere unter ihm weg und die Vögel aus seinen Ästen!
  378. $12$ Doch seinen Wurzelstock laβt in der Erde, und zwar in
  379. einer Fessel aus Eisen und Bronze im Grün des Feldes! Vom Tau
  380. des Himmels mag er benetzt werden, und mit den Tieren soll er
  381. teilhaben am Gras der Erde! $13$ Sein menschliches Herz soll
  382. verwandelt und das Herz eines Tieres ihm gegeben werden! Und
  383. sieben Jahre sollen über ihm vergehen! $14$ Durch den Beschluβ
  384. der Wächter ist diese Botschaft [zustande gekommen], und ein
  385. Spruch der Heiligen ist diese Sache, damit die Lebenden
  386. erkennen, daβ der Höchste Macht hat über das Königtum der
  387. Menschen und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten der
  388. Menschen darüber einsetzt. $15$ Diesen Traum habe ich, der
  389. König Nebukadnezar, gesehen. Und du, Beltschazar, sage seine
  390. Deutung, da alle Weisen meines Königreichs mir die Deutung nicht
  391. mitteilen können! Du aber kannst es, weil der Geist der heiligen
  392. Götter in dir ist.
  393.  
  394. $16$ Da war Daniel, dessen Name Beltschazar ist, eine Zeitlang
  395. [vor Entsetzen wie] betäubt, und seine Gedanken erschreckten
  396. ihn. Der König fing an und sagte: Beltschazar, der Traum und
  397. seine Deutung mögen dich nicht erschrecken! Beltschazar
  398. antwortete und sprach: Mein Herr, der Traum gelte deinen Hassern
  399. und seine Deutung deinen Feinden! $17$ Der Baum, den du
  400. gesehen hast, der groβ und stark war, und dessen Höhe an den
  401. Himmel reichte und der über die ganze Erde hin zu sehen war
  402. $18$ und dessen Laub schön und dessen Frucht zahlreich und an
  403. dem Nahrung für alle war, unter dem die Tiere des Feldes wohnten
  404. und in dessen Ästen die Vögel des Himmels sich aufhielten:
  405. $19$ das bist du, o König, der du groβ und stark geworden
  406. bist; und deine Gröβe nahm zu und reichte bis an den Himmel und
  407. deine Herrschaft bis ans Ende der Erde. $20$ Und daβ der König
  408. einen Wächter und Heiligen vom Himmel herabsteigen sah, der
  409. sprach: `Haut den Baum um und zerstört ihn! Doch seinen
  410. Wurzelstock laβt in der Erde, und zwar in einer Fessel aus Eisen
  411. und Bronze im Grün des Feldes! Und vom Tau des Himmels mag er
  412. benetzt werden, und bei den Tieren des Feldes soll er sein Teil
  413. haben, bis sieben Jahre über ihn hingegangen sind! - $21$ dies
  414. ist die Deutung, o König, und dies der Beschluβ des Höchsten,
  415. der über meinen Herrn, den König, kommen wird: $22$ Man wird
  416. dich von den Menschen ausstoβen, und bei den Tieren des Feldes
  417. wird deine Wohnung sein. Man wird dir Gras zu essen geben wie
  418. den Rindern, und vom Tau des Himmels läβt man dich benetzen. Und
  419. es werden sieben Jahre über dir vergehen, bis du erkennst, daβ
  420. der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es
  421. verleiht, wem er will. $23$ Und daβ man gesagt hat, man solle
  422. den Wurzelstock des Baumes übriglassen: dein Königtum soll dir
  423. [erhalten] bleiben, sobald du erkennst, daβ die Himmel
  424. herrschen. $24$ Darum, o König, laβ dir meinen Rat gefallen
  425. und brich mit deinen Sünden durch Gerechtigkeit und mit deinen
  426. Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende, wenn dein
  427. Wohlergehen von Dauer sein soll!
  428.  
  429. $25$ All das kam über den König Nebukadnezar. $26$ Nach
  430. Ablauf von zwölf Monaten [nämlich], als er auf dem königlichen
  431. Palast in Babel auf und ab ging, $27$ begann der König und
  432. sagte: Ist das nicht das groβe Babel, das ich durch die Stärke
  433. meiner Macht und zur Ehre meiner Herrlichkeit zum königlichen
  434. Wohnsitz erbaut habe? $28$ Noch war das Wort im Mund des
  435. Königs, da kam eine Stimme aus dem Himmel: Dir, König
  436. Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen!
  437. $29$ Und man wird dich von den Menschen ausstoβen, und bei den
  438. Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein; man wird dir Gras zu
  439. essen geben wie den Rindern. Und es werden sieben Jahre über dir
  440. vergehen, bis du erkennst, daβ der Höchste Macht hat über das
  441. Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will. $30$ Zu
  442. derselben Stunde wurde das Wort an Nebukadnezar erfüllt: Er
  443. wurde von den Menschen ausgestoβen und aβ Gras wie die Rinder,
  444. und sein Leib wurde benetzt vom Tau des Himmels, bis sein Haar
  445. wie Adlerfedern wuchs und seine Nägel wie Vogelkrallen.
  446.  
  447. $31$ Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen
  448. zum Himmel, und mein Verstand kehrte zu mir zurück. Und ich
  449. pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig
  450. Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen
  451. Reich von Geschlecht zu Geschlecht [währt]. $32$ Und alle
  452. Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem
  453. Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern
  454. der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm
  455. sagen könnte: Was tust du? $33$ Zu derselben Zeit kehrte mein
  456. Verstand zu mir zurück, und zur Ehre meines Königtums kehrten
  457. meine Herrlichkeit und mein Glanz zu mir zurück. Und meine
  458. Staatsräte und meine Gewaltigen suchten mich auf, und ich wurde
  459. wieder in mein Königtum eingesetzt, und auβergewöhnliche Gröβe
  460. wurde mir hinzugefügt. $34$ Nun rühme ich, Nebukadnezar, und
  461. erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke
  462. allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind und der die
  463. erniedrigen kann, die in Stolz einhergehen.
  464.  
  465. \5\
  466. Belsazars Gastmahl - die geheimnisvolle Schrift.
  467.  
  468. $1$ Der König Belsazar machte seinen tausend Gewaltigen ein
  469. groβes Mahl, und vor den Tausend trank er Wein. $2$ Belsazar
  470. befahl unter dem Einfluβ des Weins, die goldenen und die
  471. silbernen Gefäβe herbeizubringen, die sein Vater Nebukadnezar
  472. aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen hatte, damit der König
  473. und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Nebenfrauen daraus
  474. tränken. $3$ Da brachte man die goldenen Gefäβe, die man aus
  475. dem Tempel des Hauses Gottes in Jerusalem weggenommen hatte; und
  476. der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine
  477. Nebenfrauen tranken daraus. $4$ Sie tranken Wein und rühmten
  478. die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und
  479. Stein.
  480.  
  481. $5$ In demselben Augenblick kamen Finger einer Menschenhand
  482. hervor und schrieben dem Leuchter gegenüber auf den Kalk der
  483. Wand des königlichen Palastes; und der König sah die Hand, die
  484. schrieb. $6$ Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs,
  485. und seine Gedanken erschreckten ihn, und seine Hüftgelenke
  486. erschlafften, und seine Knie schlugen aneinander. $7$ Der
  487. König rief laut, man solle die Beschwörer, die Sterndeuter und
  488. die Zeichendeuter hereinbringen. Und der König fing an und sagte
  489. zu den Weisen von Babel: Jeder, der diese Schrift lesen und mir
  490. ihre Deutung kundtun wird, der darf sich mit Purpur bekleiden,
  491. [dazu] mit einer goldenen Kette um seinen Hals, und er soll als
  492. Dritter im Königreich herrschen. $8$ Da kamen alle Weisen des
  493. Königs herbei; aber sie konnten weder die Schrift lesen noch dem
  494. König ihre Deutung mitteilen. $9$ Da geriet der König Belsazar
  495. in groβen Schrecken, und seine Gesichtsfarbe an ihm veränderte
  496. sich; und seine Gewaltigen wurden bestürzt. $10$ Auf die Worte
  497. des Königs und seiner Gewaltigen hin trat die Königin in das
  498. Haus des Trinkgelages. Die Königin begann und sagte: O König,
  499. lebe ewig! Laβ deine Gedanken dich nicht schrecken, und deine
  500. Gesichtsfarbe verändere sich nicht! $11$ Es gibt einen Mann in
  501. deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist; und
  502. in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung, Einsicht und
  503. Weisheit gleich der Weisheit der Götter bei ihm gefunden. Und
  504. der König Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der
  505. Wahrsagepriester, der Beschwörer, Sterndeuter und Zeichendeuter
  506. eingesetzt; dein Vater, o König! $12$ [Und zwar] deshalb, weil
  507. ein auβergewöhnlicher Geist und Erkenntnis und Einsicht, Träume
  508. zu deuten, Rätsel zu erklären und Knoten zu lösen, bei ihm
  509. gefunden wurde, bei Daniel, dem der König den Namen Beltschazar
  510. gegeben hat. [Deshalb] laβ jetzt Daniel rufen! Und er wird die
  511. Deutung kundtun.
  512.  
  513. $13$ Daraufhin wurde Daniel vor den König geführt. Der König
  514. fing an und sagte zu Daniel: Bist du Daniel, einer der
  515. Weggeführten aus Juda, die der König, mein Vater, aus Juda
  516. hergebracht hat? $14$ Ich habe von dir gehört, daβ der Geist
  517. der Götter in dir ist und daβ Erleuchtung und Einsicht und
  518. auβergewöhnliche Weisheit bei dir zu finden sind. $15$ Und nun
  519. sind die Weisen, die Beschwörer, vor mich geführt worden, damit
  520. sie diese Schrift lesen und mir ihre Deutung mitteilen sollten;
  521. aber sie können die Deutung der Sache nicht kundtun. $16$ Ich
  522. habe aber von dir gehört, daβ du Deutungen geben und Knoten
  523. lösen kannst. Nun, wenn du die Schrift lesen und mir ihre
  524. Deutung mitteilen kannst, darfst du dich mit Purpur bekleiden,
  525. [dazu] mit einer goldenen Kette um deinen Hals, und du sollst
  526. als Dritter im Königreich herrschen.
  527.  
  528. $17$ Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: Deine
  529. Gaben mögen dir bleiben, und deine Geschenke gib einem anderen!
  530. Jedoch werde ich die Schrift dem König lesen und ihm die Deutung
  531. mitteilen. $18$ Du, o König! Der höchste Gott hatte deinem
  532. Vater Nebukadnezar das Königtum und die Gröβe und die Majestät
  533. und die Herrlichkeit verliehen. $19$ Und wegen der Gröβe, die
  534. er ihm verliehen hatte, zitterten und fürchteten sich vor ihm
  535. alle Völker, Nationen und Sprachen. Er tötete, wen er wollte, er
  536. lieβ leben, wen er wollte, er erhob, wen er wollte, und er
  537. erniedrigte, wen er wollte. $20$ Als aber sein Herz sich erhob
  538. und sein Geist sich bis zur Vermessenheit verstockte, wurde er
  539. vom Thron seines Königtums gestürzt, und man nahm ihm seine
  540. Majestät. $21$ Und er wurde von den Menschenkindern
  541. ausgestoβen, und sein Herz wurde dem der Tiere gleich, und seine
  542. Wohnung war bei den Wildeseln. Man gab ihm Gras zu essen wie den
  543. Rindern, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt - bis
  544. er erkannte, daβ der höchste Gott Macht hat über das Königtum
  545. der Menschen und daβ er darüber einsetzt, wen er will. $22$
  546. Und du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt,
  547. obwohl du das alles gewuβt hast. $23$ Und du hast dich über
  548. den Herrn des Himmels erhoben; und man hat die Gefäβe seines
  549. Hauses vor dich gebracht, und du und deine Gewaltigen, deine
  550. Frauen und deine Nebenfrauen, ihr habt Wein daraus getrunken.
  551. Und du hast die Götter aus Silber und Gold, aus Bronze, Eisen,
  552. Holz und Stein gerühmt, die nicht sehen und nicht hören und
  553. nicht verstehen. Aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist und
  554. bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt. $24$ Da
  555. wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben.
  556. $25$ Und dies ist die Schrift, die geschrieben wurde:
  557.  
  558. Mene, mene, tekel upharsin. $26$ Dies ist die Deutung des
  559. Wortes: Mene - Gott hat dein Königtum gezählt und macht ihm ein
  560. Ende. $27$ Tekel - du bist auf der Waage gewogen und zu leicht
  561. befunden worden. $28$ Peres - dein Königreich wird zerteilt
  562. und den Medern und Persern gegeben. $29$ Daraufhin gab
  563. Belsazar Befehl, und man bekleidete Daniel mit Purpur, [dazu]
  564. mit einer goldenen Kette um seinen Hals; und man rief über ihn
  565. aus, daβ er der Drittmächtigste im Königreich sei. - $30$ In
  566. derselben Nacht wurde Belsazar, der chaldäische König, getötet.
  567.  
  568. \6\
  569. Daniels Errettung aus der Löwengrube.
  570.  
  571. $1$ Und Darius, der Meder, übernahm die Königsherrschaft, als
  572. er 62 Jahre alt war. $2$ Es gefiel Darius, über das Königreich
  573. 120 Satrapen einzusetzen, die im ganzen Königreich sein sollten,
  574. $3$ und über sie drei Minister [zu setzen], von denen einer
  575. Daniel war, denen jene Satrapen Rechenschaft geben sollten,
  576. damit der König keinen Schaden erlitte. $4$ Da übertraf dieser
  577. Daniel die Minister und die Satrapen, weil ein auβergewöhnlicher
  578. Geist in ihm war. Und der König beabsichtigte, ihn über das
  579. ganze Königreich einzusetzen.
  580.  
  581. $5$ Da suchten die Minister und die Satrapen einen
  582. Anklagegrund gegen Daniel in bezug auf seine Amtsgeschäfte zu
  583. finden. Aber sie konnten keinerlei Anklagegrund und nichts
  584. Schlechtes finden, weil er treu war und keinerlei Nachlässigkeit
  585. oder Schlechtes bei ihm zu finden waren. $6$ Da sagten diese
  586. Männer: Wir werden bei diesem Daniel keinen Anklagegrund finden,
  587. es sei denn, daβ wir im Gesetz seines Gottes etwas gegen ihn
  588. finden. $7$ Daraufhin stürzten diese Minister und Satrapen zum
  589. König und sprachen zu ihm so: König Darius, lebe ewig! $8$
  590. Alle Minister des Königreichs, die Statthalter und Satrapen, die
  591. Staatsräte und Verwalter haben sich beraten, daβ der König eine
  592. Verordnung erlassen und ein Verbot bestätigen solle, daβ jeder,
  593. der innerhalb von dreiβig Tagen an irgendeinen Gott oder
  594. Menschen eine Bitte richtet auβer an dich, o König, in die
  595. Löwengrube geworfen werden soll. $9$ Nun, o König, erlaβ das
  596. Verbot und laβ ein Schriftstück ausfertigen, das nicht geändert
  597. werden darf nach dem Gesetz der Meder und Perser, das
  598. unaufhebbar ist! $10$ Daraufhin lieβ der König Darius das
  599. Schriftstück und das Verbot ausfertigen.
  600.  
  601. $11$ Und als Daniel erfuhr, daβ das Schriftstück ausgefertigt
  602. war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach
  603. offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er
  604. auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er
  605. [es auch] vorher getan hatte.
  606.  
  607. $12$ Da stürzten jene Männer herbei und fanden Daniel betend
  608. und flehend vor seinem Gott. $13$ Darauf näherten sie sich dem
  609. König und sprachen vor [ihm] bezüglich des königlichen Verbotes:
  610. Hast du nicht ein Verbot ausfertigen lassen, daβ jedermann, der
  611. innerhalb von dreiβig Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen
  612. etwas erbittet auβer von dir, o König, in die Löwengrube
  613. geworfen werden sollte? Der König antwortete und sprach: Das
  614. Wort ist unumstöβlich nach dem Gesetz der Meder und Perser, das
  615. unaufhebbar ist. $14$ Darauf antworteten sie und sprachen vor
  616. dem König: Daniel, einer der Weggeführten aus Juda, schenkt
  617. weder dir, o König, noch dem Verbot, das du hast ausfertigen
  618. lassen, Beachtung; sondern er betet dreimal am Tag. $15$ Da
  619. miβfiel es dem König, als er die Sache hörte, sehr, und er sann
  620. darauf, Daniel zu retten; und bis zum Untergang der Sonne
  621. bemühte er sich, ihn zu befreien. $16$ Da stürzten diese
  622. Männer zum König und sagten zum König: Wisse, o König, daβ die
  623. Meder und Perser ein Gesetz haben, wonach kein Verbot und keine
  624. Verordnung, die der König erlassen hat, abgeändert werden darf!
  625. $17$ Dann befahl der König, und man brachte Daniel [herbei]
  626. und warf ihn in die Löwengrube. Der König begann und sagte zu
  627. Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlaβ dienst, er möge dich
  628. retten! $18$ Und ein Stein wurde gebracht und auf die Öffnung
  629. der Grube gelegt; und der König versiegelte ihn mit seinem
  630. Siegelring und mit den Siegelringen seiner Gewaltigen, damit die
  631. Sache mit Daniel nicht verändert würde.
  632.  
  633. $19$ Darauf ging der König in seinen Palast, und er
  634. übernachtete fastend und lieβ keine Speise zu sich
  635. hereinbringen; und sein Schlaf floh von ihm. $20$ Dann stand
  636. der König bei der Morgenröte, sobald es hell wurde, auf und ging
  637. schnell zur Löwengrube. $21$ Und als er sich der Grube
  638. näherte, rief er mit trauriger Stimme nach Daniel. Der König
  639. begann und sagte zu Daniel: Daniel, Knecht des lebendigen
  640. Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlaβ dienst, dich von den
  641. Löwen erretten können? $22$ Da redete Daniel mit dem König: O
  642. König, lebe ewig! $23$ Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und
  643. er hat den Rachen der Löwen verschlossen, so daβ sie mich nicht
  644. verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde. Und
  645. auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen. $24$
  646. Da freute sich der König sehr, und er befahl, Daniel aus der
  647. Grube herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube
  648. herausgeholt; und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil
  649. er auf seinen Gott vertraut hatte. $25$ Und der König befahl,
  650. und man brachte jene Männer, die Daniel verklagt hatten, und man
  651. warf sie in die Löwengrube, sie, ihre Kinder und ihre Frauen.
  652. Und ehe sie noch am Boden der Grube angekommen waren, fielen die
  653. Löwen über sie her, und sie zermalmten alle ihre Knochen.
  654.  
  655. $26$ Dann schrieb der König Darius an alle Völker, Nationen
  656. und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnten: Euer Friede sei
  657. groβ! $27$ Von mir ergeht der Befehl, daβ man in der ganzen
  658. Herrschaft meines Königreichs vor dem Gott Daniels zittere und
  659. sich fürchte! Denn er ist der lebendige Gott und bleibt in
  660. Ewigkeit; und sein Königreich wird nicht zerstört werden, und
  661. seine Herrschaft [währt] bis ans Ende. $28$ [Er,] der rettet
  662. und befreit und Zeichen und Wunder im Himmel und auf der Erde
  663. tut, er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet.
  664.  
  665. $29$ Und dieser Daniel stand in groβem Ansehen unter der
  666. Regierung des Darius und unter der Regierung des Kyrus, des
  667. Persers.
  668.  
  669. \7\
  670. Daniels Gesicht von den vier Tieren und dem Menschensohn.
  671. #
  672. V. 1-14: V. 15-28.
  673. #
  674. $1$ Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, sah Daniel
  675. einen Traum und Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager. Dann
  676. schrieb er den Traum auf, die Summe der Ereignisse berichtete
  677. er.
  678.  
  679. $2$ Daniel fing an und sprach: Ich schaute in meinem Gesicht
  680. in der Nacht, und siehe, die vier Winde des Himmels wühlten das
  681. groβe Meer auf. $3$ Und vier groβe Tiere stiegen aus dem Meer
  682. herauf, jedes verschieden vom anderen. $4$ Das erste war wie
  683. ein Löwe und hatte Adlerflügel; ich sah [hin], bis seine Flügel
  684. ausgerissen wurden und es von der Erde aufgehoben und wie ein
  685. Mensch auf seine Füβe gestellt und ihm das Herz eines Menschen
  686. gegeben wurde. $5$ Und siehe, ein anderes, ein zweites Tier,
  687. war einem Bären gleich. Und es war auf der einen Seite
  688. aufgerichtet und hatte in seinem Maul drei Rippen zwischen
  689. seinen Zähnen. Und man sprach zu ihm so: Steh auf, friβ viel
  690. Fleisch! $6$ Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes,
  691. wie ein Leopard: das hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken.
  692. Und das Tier hatte vier Köpfe, und Herrschaft wurde ihm gegeben.
  693. $7$ Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe,
  694. ein viertes Tier, furchtbar und schreckenerregend und
  695. auβergewöhnlich stark, und es hatte groβe eiserne Zähne; es fraβ
  696. und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füβen. Und es
  697. war verschieden von allen Tieren, die vor ihm waren, und es
  698. hatte zehn Hörner. $8$ Während ich auf die Hörner achtete,
  699. siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor,
  700. und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und
  701. siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein
  702. Mund, der groβe Worte redete. $9$ Ich schaute, bis Throne
  703. aufgestellt wurden und einer, der alt war an Tagen, sich setzte.
  704. Sein Gewand war weiβ wie Schnee und das Haar seines Hauptes wie
  705. reine Wolle, sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes
  706. Feuer. $10$ Ein Feuerstrom floβ und ging von ihm aus. Tausend
  707. mal Tausende dienten ihm, und zehntausend mal Zehntausende
  708. standen vor ihm. Das Gericht setzte sich, und Bücher wurden
  709. geöffnet. $11$ Dann schaute ich wegen der Stimme der groβen
  710. Worte, die das Horn redete: ich schaute, bis das Tier getötet
  711. und sein Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde.
  712. $12$ Und den übrigen Tieren wurde ihre Herrschaft weggenommen,
  713. und Lebensdauer wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde.
  714.  
  715. $13$ Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe, mit den
  716. Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen. Und er
  717. kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. $14$
  718. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle
  719. Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist
  720. eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum
  721. [so], daβ es nicht zerstört wird.
  722. #
  723. V. 15-28: V. 1-14.
  724. #
  725. $15$ Mir, Daniel, wurde mein Geist tief in meinem Innern
  726. bekümmert, und die Gesichte meines Hauptes erschreckten mich.
  727. $16$ Ich näherte mich einem von denen, die dastanden, und bat
  728. ihn um genaue Auskunft über dies alles. Und er sprach zu mir und
  729. lieβ mich die Deutung der Sachen wissen: $17$ Diese groβen
  730. Tiere - es sind vier - [bedeuten]: vier Könige werden sich von
  731. der Erde her erheben. $18$ Aber die Heiligen des Höchsten
  732. werden das Reich empfangen, und sie werden das Reich besitzen
  733. bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten. $19$
  734. Daraufhin wollte ich Genaueres wissen über das vierte Tier, das
  735. von allen anderen verschieden war, auβergewöhnlich
  736. schreckenerregend, dessen Zähne aus Eisen und dessen Klauen aus
  737. Bronze waren, das fraβ, zermalmte und den Rest mit seinen Füβen
  738. zertrat, $20$ und über die zehn Hörner auf seinem Kopf und
  739. über das andere [Horn], das emporstieg und vor dem drei [andere
  740. Hörner] ausfielen. Und das Horn hatte Augen und einen Mund, der
  741. groβe Worte redete, und sein Aussehen war gröβer als das seiner
  742. Gefährten. $21$ Ich sah, wie dieses Horn gegen die Heiligen
  743. Krieg führte und sie besiegte, $22$ bis der, der alt an Tagen
  744. war, kam und das Gericht den Heiligen des Höchsten gegeben wurde
  745. und die Zeit anbrach, daβ die Heiligen das Königreich in Besitz
  746. nahmen. - $23$ Er sprach so: Das vierte Tier [bedeutet]: ein
  747. viertes Königreich wird auf Erden sein, das von allen [anderen]
  748. Königreichen verschieden sein wird. Es wird die ganze Erde
  749. auffressen und sie zertreten und sie zermalmen. $24$ Und die
  750. zehn Hörner [bedeuten]: aus diesem Königreich werden sich zehn
  751. Könige erheben. Und ein anderer wird sich nach ihnen erheben,
  752. und dieser wird verschieden sein von den vorigen, und er wird
  753. drei Könige erniedrigen. $25$ Und er wird Worte reden gegen
  754. den Höchsten und wird die Heiligen des Höchsten aufreiben; und
  755. er wird danach trachten, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und
  756. sie werden in seine Hand gegeben werden für eine Zeit und [zwei]
  757. Zeiten und eine halbe Zeit. $26$ Aber das Gericht wird sich
  758. setzen; und man wird seine Herrschaft wegnehmen, um sie zu
  759. vernichten und zu zerstören bis zum Ende. $27$ Und das Reich
  760. und die Herrschaft und die Gröβe der Königreiche unter dem
  761. ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben
  762. werden. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte werden
  763. ihm dienen und gehorchen. - $28$ Hier endet der Bericht. Mich,
  764. Daniel, ängstigten meine Gedanken sehr, und meine Gesichtsfarbe
  765. veränderte sich an mir. Und ich bewahrte die Sache in meinem
  766. Herzen. 
  767.  
  768. \8\
  769. Daniels Gesicht vom Widder und Ziegenbock
  770.  
  771. $1$ Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazar erschien
  772. mir, Daniel, ein Gesicht nach dem, das mir im Anfang erschienen
  773. war. $2$ Und ich sah im Gesicht: Und es geschah, während ich
  774. sah, da war ich in der Burg Susa, die in der Provinz Elam ist;
  775. und ich sah im Gesicht, daβ ich am Fluβ Ulai war. $3$ Und ich
  776. erhob meine Augen und sah: Und siehe, ein Widder stand vor dem
  777. Fluβ, der hatte zwei Hörner; und die zwei Hörner waren hoch, und
  778. das eine war höher als das zweite, und das höhere stieg zuletzt
  779. auf. $4$ Ich sah den Widder nach Westen und nach Norden und
  780. nach Süden stoβen, und kein Tier hielt ihm stand, und niemand
  781. rettete aus seiner Hand; und er handelte nach seinem Belieben
  782. und wurde groβ. $5$ Und während ich achtgab, siehe, da kam ein
  783. Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde, und er berührte
  784. die Erde nicht; und der Bock hatte ein ansehnliches Horn
  785. zwischen seinen Augen. $6$ Und er kam zu dem Widder mit den
  786. zwei Hörnern, den ich vor dem Fluβ hatte stehen sehen; und im
  787. Zorn seiner Kraft rannte er auf ihn zu. $7$ Und ich sah ihn
  788. neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte gegen ihn, und er
  789. stieβ den Widder und zerbrach seine beiden Hörner; und in dem
  790. Widder war keine Kraft, vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zu
  791. Boden und zertrat ihn, und niemand rettete den Widder aus seiner
  792. Hand.
  793.  
  794. $8$ Und der Ziegenbock wurde überaus groβ. Und als er stark
  795. geworden war, zerbrach das groβe Horn, und vier ansehnliche
  796. [Hörner] wuchsen an seiner Stelle nach den vier Winden des
  797. Himmels hin. $9$ Und aus dem einen von ihnen kam ein einzelnes
  798. Horn hervor, [zunächst] klein, aber es wurde übermäβig groβ
  799. gegen Süden und gegen Osten und gegen die Zierde. $10$ Und es
  800. wuchs bis an das Heer des Himmels, und es warf [einige] von dem
  801. Heer und von den Sternen zur Erde herab und zertrat sie. $11$
  802. Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er [empor]. Und er
  803. nahm ihm das regelmäβige [Opfer] weg, und die Stätte seines
  804. Heiligtums wurde gestürzt. $12$ Und ein [Opfer]dienst wurde
  805. verbrecherisch gegen das regelmäβige [Opfer] eingerichtet. Und
  806. das Horn warf die Wahrheit zu Boden, und hatte Erfolg. $13$
  807. Und ich hörte einen Heiligen reden. Und es sprach ein Heiliger
  808. zu jemandem - dem Redenden [nämlich] -: Bis wann [gilt] das
  809. Gesicht von dem regelmäβigen [Opfer] und von dem entsetzlichen
  810. Verbrechen, daβ sowohl das Heiligtum als auch der [Opfer]dienst
  811. zur Zertretung preisgegeben sind? $14$ Und er sagte zu mir:
  812. Bis zu 2 300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum
  813. [wieder] gerechtfertigt.
  814.  
  815. $15$ Und es geschah, als ich, Daniel, das Gesicht gesehen
  816. hatte, da suchte ich Verständnis [darüber]. Und siehe, da stand
  817. vor mir [einer, sein Aussehen war] wie das Aussehen eines
  818. Mannes. $16$ Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen [den
  819. Ufern des] Ulai, die rief und sprach: Gabriel, laβ diesen das
  820. Gesehene verstehen! $17$ Und er trat an den Ort, wo ich stand;
  821. und als er herantrat, erschrak ich und fiel nieder auf mein
  822. Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn! Denn
  823. das Gesicht [gilt] für die Zeit des Endes. $18$ Und als er mit
  824. mir redete, sank ich betäubt zur Erde auf mein Angesicht. Er
  825. aber rührte mich an und stellte mich auf meinen [vorigen] Platz.
  826. $19$ Und er sagte: Siehe, ich will dich erkennen lassen, was
  827. am Ende der Verfluchung geschehen wird; denn es [gilt] für die
  828. [festgesetzte] Zeit des Endes. $20$ Der Widder mit den zwei
  829. Hörnern, den du gesehen hast, [das] sind die Könige von Medien
  830. und Persien. $21$ Und der zottige Ziegenbock ist der König von
  831. Griechenland. Und das groβe Horn, das zwischen seinen Augen war,
  832. das ist der erste König. $22$ Und daβ es zerbrach und daβ vier
  833. [andere] an seiner Stelle auftraten, [bedeutet]: vier
  834. Königreiche werden aus der Nation aufstehen, aber nicht mit
  835. seiner Macht. $23$ Und am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn
  836. die Abgefallenen das Maβ vollgemacht haben, wird ein König
  837. aufstehen, mit hartem Gesicht und erfahren in Ränken. $24$ Und
  838. seine Macht wird stark sein, jedoch nicht durch seine eigene
  839. Macht; und er wird entsetzliches Verderben anrichten und wird
  840. erfolgreich sein und handeln. Und er wird die Starken und das
  841. Volk der Heiligen vernichten. $25$ Und wegen seines Verstandes
  842. wird er erfolgreich sein, [mit] Betrug in seiner Hand. Und er
  843. wird in seinem Herzen groβtun, und unversehens wird er viele
  844. vernichten. Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er sich
  845. auflehnen, aber ohne eine [Menschen]hand wird er zerbrochen
  846. werden. $26$ Und die Erscheinung von den Abenden und von den
  847. Morgen: was gesagt wurde, ist Wahrheit. Du aber, halte das
  848. Gesicht geheim, denn es sind noch viele Tage bis dahin.
  849.  
  850. $27$ Und ich, Daniel, war erschöpft und [einige] Tage krank.
  851. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des Königs. Und
  852. ich war entsetzt über das Gesehene, und keiner war da, der es
  853. verstand.
  854.  
  855. \9\
  856. Daniels Buβgebet und das Geheimnis der siebzig Jahrwochen.
  857.  
  858. $1$ Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasveros, vom
  859. Geschlecht der Meder, der über das Reich der Chaldäer König
  860. geworden war, $2$ im ersten Jahr seiner Königsherrschaft
  861. achtete ich, Daniel, in den Bücherrollen auf die Zahl der Jahre,
  862. über die das Wort des HERRN zum Propheten Jeremia geschehen war,
  863. daβ [nämlich] siebzig Jahre über den Trümmern Jerusalems
  864. dahingehen sollten. $3$ Und ich richtete mein Gesicht zu Gott,
  865. dem Herrn, hin, um [ihn] mit Gebet und Flehen zu suchen, in
  866. Fasten und Sack und Asche. $4$ Und ich betete zum HERRN,
  867. meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr, du groβer
  868. und furchtbarer Gott, der Bund und Güte denen bewahrt, die ihn
  869. lieben und seine Gebote halten! $5$ Wir haben gesündigt und
  870. haben uns vergangen und haben gottlos gehandelt, und wir haben
  871. uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und von deinen
  872. Rechtsbestimmungen abgewichen. $6$ Und wir haben nicht auf
  873. deine Knechte, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu
  874. unseren Königen, unseren Obersten und unseren Vätern und zum
  875. ganzen Volk des Landes geredet haben. $7$ Bei dir, o Herr, ist
  876. die Gerechtigkeit, bei uns aber ist die Beschämung des
  877. Angesichts, wie es an diesem Tag ist: bei den Männern von Juda
  878. und den Bewohnern von Jerusalem und dem ganzen Israel, den Nahen
  879. und den Fernen, in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast
  880. wegen ihrer Untreue, die sie gegen dich begangen haben. $8$
  881. HERR! Bei uns ist die Beschämung des Angesichts, bei unseren
  882. Königen, unseren Obersten und unseren Vätern, weil wir gegen
  883. dich gesündigt haben. $9$ Bei dem Herrn, unserem Gott, ist das
  884. Erbarmen und die Vergebung. Denn wir haben uns gegen ihn
  885. aufgelehnt, $10$ und wir haben nicht auf die Stimme des HERRN,
  886. unseres Gottes, gehört, [der uns gebot,] in seinen Gesetzen zu
  887. leben, die er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt
  888. hat. $11$ Und ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist
  889. abgewichen, so daβ sie deiner Stimme nicht gehorcht haben. Und
  890. so hat sich der Fluch und der Schwur über uns ergossen, der im
  891. Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil
  892. wir gegen ihn gesündigt haben. $12$ Und er hat seine Worte
  893. erfüllt, die er geredet hat über uns und über unsere Richter,
  894. die uns richteten, [nämlich] ein groβes Unglück über uns zu
  895. bringen, so daβ unter dem ganzen Himmel nichts [derartiges]
  896. geschehen ist wie das, was an Jerusalem geschehen ist. $13$
  897. Wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, so ist all dies
  898. Unglück über uns gekommen. Und wir haben das Angesicht des
  899. HERRN, unseres Gottes, nicht besänftigt, indem wir von unserer
  900. Schuld umgekehrt wären und achtgehabt hätten auf deine Wahrheit.
  901. $14$ Und so war der HERR auf das Unglück bedacht und lieβ es
  902. über uns kommen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen
  903. seinen Taten, die er tut. Aber wir haben nicht auf seine Stimme
  904. gehört. $15$ Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus
  905. dem Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt und dir einen
  906. Namen gemacht hast, wie es an diesem Tag ist! Wir haben
  907. gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. $16$ Herr, nach all
  908. [den Taten] deiner Gerechtigkeit mögen doch dein Zorn und deine
  909. Erregung sich wenden von deiner Stadt Jerusalem, dem Berg deines
  910. Heiligtums! Denn wegen unserer Sünden und wegen der Vergehen
  911. unserer Väter sind Jerusalem und dein Volk zum Hohn geworden für
  912. alle rings um uns her. $17$ Und nun, unser Gott, höre auf das
  913. Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen! Und laβ dein
  914. Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum um des Herrn
  915. willen! $18$ Neige, mein Gott, dein Ohr und höre! Tu deine
  916. Augen auf und sieh unsere Verwüstungen und die Stadt, über der
  917. dein Name genannt ist! Denn nicht aufgrund unserer
  918. Gerechtigkeiten legen wir unser Flehen vor dich hin, sondern
  919. aufgrund deiner vielen Erbarmungen. $19$ Herr, höre! Herr,
  920. vergib! Herr, merke auf und handle! Zögere nicht, um deiner
  921. selbst willen, mein Gott! Denn dein Name ist über deiner Stadt
  922. und deinem Volk genannt worden.
  923.  
  924. $20$ Während ich noch redete und betete und meine Sünde und
  925. die Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für den
  926. heiligen Berg meines Gottes vor den HERRN, meinen Gott, hinlegte
  927. - $21$ und während ich noch redete im Gebet, da, zur Zeit des
  928. Abendopfers, rührte mich der Mann Gabriel an, den ich am Anfang
  929. im Gesicht gesehen hatte, als ich ganz ermattet war. $22$ Und
  930. er wuβte Bescheid, redete mit mir und sagte: Daniel, jetzt bin
  931. ich ausgegangen, um dich Verständnis zu lehren. $23$ Am Anfang
  932. deines Flehens ist ein Wort ergangen, und ich bin gekommen, um
  933. [es dir] mitzuteilen. Denn du bist ein Vielgeliebter. So achte
  934. nun auf das Wort und verstehe die Erscheinung: $24$ Siebzig
  935. Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt
  936. bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluβ zu bringen und den
  937. Sünden ein Ende zu machen und die Schuld zu sühnen und eine
  938. ewige Gerechtigkeit einzuführen und Gesicht und Propheten zu
  939. versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben. $25$ So sollst
  940. du denn erkennen und verstehen: Von dem [Zeitpunkt an, als das]
  941. Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu
  942. einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62
  943. Wochen [lang] werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und
  944. gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten. $26$ Und
  945. nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und
  946. wird keine [Hilfe] finden. Und das Volk eines kommenden Fürsten
  947. wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und sein Ende ist in
  948. einer Überflutung; und bis zum Ende ist Krieg, fest beschlossene
  949. Verwüstungen. $27$ Und stark machen wird er einen Bund für die
  950. Vielen, eine Woche lang; und zur Hälfte der Woche wird er
  951. Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und auf dem Flügel
  952. von Greueln [kommt] ein Verwüster, bis festbeschlossene
  953. Vernichtung über den Verwüster ausgegossen wird.
  954.  
  955. \10\
  956. Daniels Zubereitung für weitere Weissagungen.
  957.  
  958. $1$ Im dritten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, wurde
  959. dem Daniel, der Beltschazar genannt wurde, ein Wort geoffenbart.
  960. Und das Wort ist Wahrheit und [betrifft] eine groβe Mühsal. Und
  961. er verstand das Wort, und Verständnis wurde ihm in dem Gesicht
  962. [zuteil]. - $2$ In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei
  963. volle Wochen. $3$ Köstliche Speise aβ ich nicht, und weder
  964. Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund; und ich salbte mich
  965. nicht, bis drei volle Wochen um waren.
  966.  
  967. $4$ Und am 24. Tag des ersten Monats, da war ich am Ufer des
  968. groβen Stromes, das ist der Hiddekel. $5$ Und ich erhob meine
  969. Augen und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet,
  970. und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas. $6$ Und
  971. sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen
  972. eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine
  973. Arme und seine Füβe wie der Anblick von glatter Bronze. Und der
  974. Klang seiner Worte war wie der Klang einer [Volks]menge. $7$
  975. Aber nur ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Die Männer,
  976. die bei mir waren, sahen die Erscheinung nicht; doch fiel eine
  977. groβe Angst auf sie, und sie flohen und versteckten sich. $8$
  978. Und ich blieb allein übrig und sah diese groβe Erscheinung. Und
  979. es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte
  980. sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft.
  981. $9$ Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den
  982. Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht,
  983. mit meinem Gesicht zur Erde. $10$ Und siehe, eine Hand rührte
  984. mich an und rüttelte mich auf, [so daβ ich wieder] auf meine
  985. Knie und Handflächen [kam]. $11$ Und er sprach zu mir:
  986. Daniel, du vielgeliebter Mann! Achte auf die Worte, die ich zu
  987. dir rede, und steh an deinem Platz! Denn ich bin jetzt zu dir
  988. gesandt. Und als er dieses Wort mit mir redete, stand ich
  989. zitternd auf. $12$ Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht,
  990. Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf
  991. gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott
  992. zu demütigen, sind deine Worte erhört worden. Und um deiner
  993. Worte willen bin ich gekommen. $13$ Aber der Fürst des
  994. Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe,
  995. Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und
  996. ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien. $14$
  997. Und ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem
  998. Volk am Ende der Tage widerfahren wird; denn noch [gilt] das
  999. Gesicht für [ferne] Tage. $15$ Und als er in dieser Weise mit
  1000. mir redete, richtete ich mein Gesicht zur Erde und verstummte.
  1001. $16$ Und siehe, einer, den Menschenkindern gleich, berührte
  1002. meine Lippen. Und ich öffnete meinen Mund und redete und sprach
  1003. zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, bei der Erscheinung
  1004. überfielen mich meine Wehen, und ich habe keine Kraft behalten.
  1005. $17$ Und wie kann der Knecht dieses meines Herrn mit diesem
  1006. meinem Herrn reden? Und ich - von nun an bleibt keine Kraft mehr
  1007. in mir, und kein Odem ist in mir übrig. $18$ Da rührte er,
  1008. [der] im Aussehen wie ein Mensch [war], mich wieder an und
  1009. stärkte mich. $19$ Und er sprach: Fürchte dich nicht, du
  1010. vielgeliebter Mann! Friede sei mit dir! Sei stark, ja, sei
  1011. stark! Und als er mit mir redete, wurde ich stark und sagte:
  1012. Mein Herr möge reden! Denn du hast mich gestärkt.
  1013.  
  1014. $20$ Da sprach er: Hast du erkannt, warum ich zu dir gekommen
  1015. bin? Nun aber kehre ich zurück, um gegen den Fürsten von Persien
  1016. zu kämpfen. Und wenn ich mit ihm fertig geworden bin, siehe,
  1017. dann wird der Fürst von Griechenland kommen - $21$ doch will
  1018. ich dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist -,
  1019. und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht
  1020. als nur Michael, euer Fürst.
  1021.  
  1022. \11\
  1023.  
  1024. $1$ Und ich - im ersten Jahr des Meders Darius war es meine
  1025. Aufgabe, ihm Helfer und Schutz zu sein.
  1026.  
  1027. \11\
  1028. Weissagungen über Persien, Griechenland, die Könige des Südens
  1029. und Nordens. Israels Bedrängnisse und Errettung in der Endzeit
  1030.  
  1031. $2$ Und nun will ich dir die Wahrheit mitteilen: Siehe, noch
  1032. drei Könige werden in Persien aufstehen, und der vierte wird
  1033. gröβeren Reichtum erlangen als alle. Und wenn er durch seinen
  1034. Reichtum mächtig geworden ist, wird er alles gegen das
  1035. Königreich Griechenland aufbieten.
  1036.  
  1037. $3$ Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit
  1038. groβer Macht herrschen und nach seinem Belieben handeln. $4$
  1039. Aber sobald er aufgetreten ist, wird sein Königreich zertrümmert
  1040. und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden. Doch
  1041. nicht für seine Nachkommen [wird es sein] und nicht der Macht
  1042. entsprechend, mit der er geherrscht hat; denn sein Königreich
  1043. wird zerstört und anderen zuteil werden, unter Ausschluβ von
  1044. jenen.
  1045.  
  1046. $5$ Und der König des Südens wird mächtig werden, aber [auch
  1047. einer] von seinen Obersten, und der wird mächtig sein über ihn
  1048. hinaus und wird herrschen, seine Herrschaft wird eine groβe
  1049. Herrschaft sein. $6$ Und nach Jahren werden sie sich
  1050. verbünden; und die Tochter des Königs des Südens wird zum König
  1051. des Nordens kommen, um ein Abkommen zu treffen. Aber sie wird
  1052. die Kraft des Armes nicht behalten, und auch er und sein Arm
  1053. werden nicht bestehen. Und sie wird dahingegeben werden, sie und
  1054. die sie kommen lieβen, und der, der sie gezeugt, und der, der
  1055. sie [zur Frau] genommen hat in [jenen] Zeiten.
  1056.  
  1057. $7$ Und aus dem Sproβ ihrer Wurzeln steht einer an seiner
  1058. Stelle auf. Der wird gegen die Heeresmacht kommen und wird in
  1059. die Festungen des Königs des Nordens eindringen und mit ihnen
  1060. [nach Belieben] verfahren und wird sich als mächtig erweisen.
  1061. $8$ Auch wird er ihre Götter samt ihren gegossenen Bildern
  1062. und ihren kostbaren Geräten, Silber und Gold, nach Ägypten
  1063. entführen. Und er wird [einige] Jahre ablassen vom König des
  1064. Nordens. $9$ Und der wird in das Reich des Königs des Südens
  1065. kommen, aber [wieder] in sein Land zurückkehren.
  1066.  
  1067. $10$ Aber seine Söhne werden sich [zum Krieg] rüsten und eine
  1068. Menge groβer Heere zusammenbringen; und sie wird kommen, kommen
  1069. und überschwemmen und überfluten und wird [dann] umkehren. Und
  1070. sie werden sich [wieder] rüsten [zum Vormarsch] bis zu seiner
  1071. Festung. $11$ Und der König des Südens wird zornig werden und
  1072. wird ausziehen und gegen ihn, den König des Nordens, kämpfen.
  1073. Und er wird eine groβe Menge [Truppen] aufstellen, aber die
  1074. Menge wird in seine Hand gegeben werden. $12$ Und wenn die
  1075. Menge weggenommen wird, wird sein Herz sich erheben; und er wird
  1076. Zehntausende niederwerfen, aber nicht mächtig bleiben. $13$
  1077. Und der König des Nordens wird wiederkommen und eine Menge
  1078. [Truppen] aufstellen, gröβer als die frühere; und nach Ablauf
  1079. der Zeiten, nach Jahren, wird er mit einem groβen Heer und mit
  1080. groβer Ausrüstung kommen. $14$ Und in jenen Zeiten werden
  1081. viele gegen den König des Südens aufstehen; und Gewalttätige
  1082. deines Volkes werden sich erheben, um das Gesicht zu erfüllen,
  1083. und sie werden zu Fall kommen. $15$ Und der König des Nordens
  1084. wird kommen und einen Wall aufschütten und eine befestigte Stadt
  1085. einnehmen. Und die Streitkräfte des Südens werden nicht
  1086. standhalten, selbst sein auserlesenes Volk nicht. Sie werden
  1087. keine Kraft haben standzuhalten. $16$ Und der, der gegen ihn
  1088. gekommen ist, wird nach seinem Belieben handeln, und niemand
  1089. kann vor ihm bestehen. Und im Land der Zierde wird er [mit
  1090. seinem Heer] stehen, und Vernichtung wird in seiner Hand sein.
  1091. $17$ Und er wird sein Angesicht darauf richten, in den Besitz
  1092. seines ganzen Reiches zu kommen, und wird mit ihm ein Abkommen
  1093. treffen, und eine Tochter von [seinen] Frauen wird er ihm geben,
  1094. um es zu verderben. Aber das wird keinen Bestand haben, und es
  1095. wird ihm nicht gelingen. $18$ Und er wird sein Angesicht zu
  1096. den Inseln wenden und viele einnehmen. Aber ein Feldherr wird
  1097. seinem Schmähen ein Ende machen; mit einem Fluch wird er ihm
  1098. sein Schmähen zurückzahlen. $19$ Und er wird sein Angesicht
  1099. den Festungen seines Landes zuwenden und wird stürzen und fallen
  1100. und nicht [mehr] zu finden sein.
  1101.  
  1102. $20$ Und es wird an seiner Stelle jemand aufstehen, der einen
  1103. Eintreiber [von Abgaben] durch die Herrlichkeit des Königreichs
  1104. ziehen läβt; aber in wenigen Tagen wird er zerschmettert werden,
  1105. und zwar weder durch Zorn noch durch Krieg.
  1106.  
  1107. $21$ Und an seiner Stelle wird ein Verachteter aufstehen, auf
  1108. den man nicht die Würde des Königtums legen wird; und er wird
  1109. unversehens kommen und sich durch Heucheleien des Königtums
  1110. bemächtigen. $22$ Und die heranflutenden Streitkräfte werden
  1111. vor ihm weggeschwemmt und zertrümmert werden, ja sogar ein Fürst
  1112. des Bundes. $23$ Denn nachdem er sich mit ihm verbündet hat,
  1113. wird er betrügerisch handeln und wird hinaufziehen und mit wenig
  1114. Volk Macht gewinnen. $24$ Unversehens wird er in die fetten
  1115. Gegenden einer Provinz eindringen und tun, was weder seine Väter
  1116. noch die Väter seiner Väter getan haben: Raub und Plündergut und
  1117. Besitz wird er ihnen austeilen, und gegen Festungen plant er
  1118. seine Anschläge, doch [nur] eine Zeitlang.
  1119.  
  1120. $25$ Und mit einem groβen Heer wird er seine Kraft und seinen
  1121. Mut gegen den König des Südens aufbieten. Und [auch] der König
  1122. des Südens wird sich mit einem groβen und überaus starken Heer
  1123. zum Krieg rüsten. Aber er wird nicht standhalten, denn man wird
  1124. Anschläge gegen ihn planen. $26$ Und die, die seine Tafelkost
  1125. essen, werden ihn zerbrechen; und sein Heer flutet
  1126. [auseinander], und viele werden erschlagen fallen. $27$ Und
  1127. die beiden Könige: ihre Herzen [werden] auf Bosheit [bedacht
  1128. sein], und an einem Tisch werden sie Lügen reden. Aber es wird
  1129. nicht gelingen, denn das Ende [verzögert sich] noch bis zur
  1130. bestimmten Zeit. $28$ Und er wird mit groβem Reichtum in sein
  1131. Land zurückkehren, und sein Herz wird gegen den heiligen Bund
  1132. [gerichtet] sein; und er wird [entsprechend] handeln und in sein
  1133. Land zurückkehren.
  1134.  
  1135. $29$ Zur bestimmten Zeit wird er wieder nach Süden ziehen,
  1136. aber es wird beim zweiten Mal nicht [so] sein wie beim ersten
  1137. Mal. $30$ Denn Schiffe aus Kittim werden gegen ihn kommen.
  1138. Und er wird verzagen und umkehren; aber er wird den heiligen
  1139. Bund verfluchen und [entsprechend] handeln: er wird umkehren und
  1140. sein Augenmerk auf die richten, die den heiligen Bund verlassen.
  1141. $31$ Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und sie werden
  1142. das Heiligtum, die Bergfeste entweihen und werden das
  1143. regelmäβige [Opfer] abschaffen und den verwüstenden Greuel
  1144. aufstellen. $32$ Und diejenigen, die sich am Bund schuldig
  1145. machen, wird er durch glatte Worte zum Abfall verleiten. Aber
  1146. das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und
  1147. entsprechend handeln. $33$ Und die Verständigen des Volkes
  1148. werden die Vielen unterweisen; aber sie werden stürzen durch
  1149. Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Beraubung - eine
  1150. Zeitlang. $34$ Und während sie stürzen, wird ihnen mit einer
  1151. kleinen Hilfe geholfen werden. Doch viele werden sich ihnen
  1152. heuchlerisch anschlieβen. $35$ Und von den Verständigen
  1153. werden [einige] stürzen, damit unter ihnen geläutert und geprüft
  1154. und gereinigt werde bis zur Zeit des Endes. Denn [es verzögert
  1155. sich] noch bis zur bestimmten Zeit.
  1156.  
  1157. $36$ Und der König wird nach seinem Belieben handeln, und er
  1158. wird sich erheben und sich groβ machen gegen jeden Gott, und
  1159. gegen den Gott der Götter wird er unerhörte Reden führen. Und er
  1160. wird Erfolg haben, bis die Verfluchung vollendet ist, denn das
  1161. Festbeschlossene wird vollzogen. $37$ Und [selbst] auf den
  1162. Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf den Schatz
  1163. der Frauen noch auf irgendeinen Gott wird er achten; sondern er
  1164. wird sich über alles erheben. $38$ Und statt dessen wird er
  1165. den Gott der Festungen ehren. Und den Gott, den seine Väter
  1166. nicht gekannt haben, wird er mit Gold und mit Silber und mit
  1167. Edelsteinen und mit Kostbarkeiten ehren. $39$ Und er wird
  1168. gegen die starken Festungen vorgehen mit einem fremden Gott. Wer
  1169. [ihn] anerkennt, dem wird er viel Ehre erweisen. Und er wird
  1170. solchen Leuten Herrschaft verleihen über die vielen und [ihnen]
  1171. das Land zum Lohn austeilen.
  1172.  
  1173. $40$ Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm
  1174. zusammenstoβen, und der König des Nordens wird gegen ihn
  1175. anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen. Und
  1176. er wird in die Länder eindringen und wird [sie] überschwemmen
  1177. und überfluten. $41$ Und er wird in das Land der Zierde
  1178. eindringen, wobei vieles stürzen wird. Diese aber werden seiner
  1179. Hand entrinnen: Edom und Moab und die Besten der Söhne Ammon.
  1180. $42$ Und er wird seine Hand an die Länder legen, und für das
  1181. Land Ägypten wird es kein Entrinnen geben. $43$ Und er wird
  1182. die Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens
  1183. in seine Gewalt bringen, und Libyer und Kuschiter werden in
  1184. seinem Gefolge sein. $44$ Aber Gerüchte von Osten und von
  1185. Norden her werden ihn erschrecken; und er wird mit groβem Zorn
  1186. ausziehen, um viele zu vernichten und [an ihnen] den Bann zu
  1187. vollstrecken. $45$ Und er wird seine Königszelte aufschlagen
  1188. zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Dann wird er
  1189. an sein Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.
  1190.  
  1191. \12\
  1192.  
  1193. $1$ Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der groβe
  1194. Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Und es wird
  1195. eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie [noch] nie gewesen ist,
  1196. seitdem [irgend]eine Nation entstand bis zu jener Zeit. Und in
  1197. jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, den man im
  1198. Buch aufgeschrieben findet. $2$ Und viele von denen, die im
  1199. Staub der Erde schlafen, werden aufwachen: die einen zu ewigem
  1200. Leben und die anderen zur Schande, zu ewigem Abscheu. $3$ Und
  1201. die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste;
  1202. und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit gewiesen haben,
  1203. [leuchten] wie die Sterne immer und ewig.
  1204.  
  1205. \12\
  1206. Weissagung über die Dauer der endzeitlichen Drangsal.
  1207.  
  1208. $4$ Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das
  1209. Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden [suchend]
  1210. umherstreifen, und die Erkenntnis wird sich mehren.
  1211.  
  1212. $5$ Und ich, Daniel, sah: Und siehe, zwei andere standen da,
  1213. einer hier am Ufer des Stromes und einer dort am Ufer des
  1214. Stromes. $6$ Und einer sagte zu dem in Leinen gekleideten
  1215. Mann, der oben über dem Wasser des Stromes war: Wann ist das
  1216. Ende dieser auβergewöhnlichen Ereignisse? $7$ Und ich hörte
  1217. den in Leinen gekleideten Mann, der oben über dem Wasser des
  1218. Stromes war, und er erhob seine Rechte und seine Linke zum
  1219. Himmel und schwor bei dem, der ewig lebt: Zeit, Zeiten und eine
  1220. halbe [Zeit]! Und wenn die Zerschlagung der Kraft des heiligen
  1221. Volkes abgeschlossen sein wird, wird alles dies vollendet
  1222. werden. $8$ Und ich hörte es, aber ich verstand es nicht; und
  1223. ich sagte: Mein Herr, was wird der Ausgang davon sein? $9$
  1224. Und er sagte: Geh hin, Daniel! Denn die Worte sollen
  1225. geheimgehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.
  1226. $10$ Viele werden geprüft und gereinigt und geläutert werden.
  1227. Aber die Gottlosen werden [weiter] gottlos handeln. Und die
  1228. Gottlosen werden es alle nicht verstehen, die Verständigen aber
  1229. werden es verstehen. $11$ Und von der Zeit an, in der das
  1230. regelmäβige [Opfer] abgeschafft wird, um den verwüstenden Greuel
  1231. einzusetzen, sind es 1 290 Tage. $12$ Glücklich, wer ausharrt
  1232. und 1 335 Tage erreicht! $13$ Du aber geh hin auf das Ende
  1233. zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los am
  1234. Ende der Tage.
  1235.